Rupert Seidl's
Lebenslauf

Ich bin aus Bayern. Oder auch aus Bayern, denn ich bin auch in Norddeutschland aufgewachsen und lebe seit 25 Jahren im Ruhrgebiet, das ich trotz aller Sehnsucht nach Bayern lieben gelernt habe.
Von 1977 bis 1980 habe ich die Schauspielschule an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst besucht und 1980 mit Diplom abgeschlossen.
Meine Lehrer waren Professor Felix Müller, Klaus Barner und Elke Twiesselmann.
Von 1980 bis 1986 war ich zuerst Regieassistent und Schauspieler, später ausschließlich Schauspieler im Bochumer Ensemble unter Claus Peymann. Dort durfte ich an der Seite von Kollegen spielen und lernen, die zu den größten Theaterschauspielern unserer Jahre zählen. Kirsten Dene und Anneliese Römer, Therese Affolter und Lore Brunner, Lore Stefanek und Ortrud Beginnen, Gert Voss, Branko Samarovski, Martin Schwab, Gottfried Lackmann, Peter Sattmann und Manfred Karge haben mit den großen Regisseuren dieses Hauses – Manfred Karge, Claus Peymann, Matthias Langhoff und Alfred Kirchner – meine Theaterkindheit begleitet und mir Beispiele gesetzt, die ich bis heute nicht verwirklichen konnte
.

Entdeckt wurde ich für diesen Film 1985 durch die Vermittlung des Theaterphotographen Thomas Eichhorn. Der kannte Werner und brachte mich, als der noch junge Ottfried Fischer absagte, ins Spiel. Ich war noch ebenso jung oder jünger. Werner und ich sahen uns dann – wie und wo habe ich vergessen – aber er wie auch ich waren schnell entschlossen.
Es war meine erste und meine schönste Rolle vor der Kamera. Ich denke gerne an andere Filme zurück – zum Beispiel an die Rolle des Weißen Riesen in Ralf Hüttners Film Das Mädchen mit den Feuerzeugen, an Puruckers Sonntagsbesuche, meine leider einzige Begegnung mit dem wunderbaren Schauspieler Gustl Bayrhammer, oder an Thomas Bohns Magic Müller.
Die Arbeit an Xaver mit Werner Possardt bleibt mir aber die glücklichste Filmerinnerung und die mir liebste Filmrolle meines bisherigen Lebens. Teils liegt das an der unvergesslichen Drehzeit in den Stauden, an der Gemeinschaft, die sich in Hermann Zotts Gasthof zum Adler zusammenfand; teils an dem genialen Drehbuch, an dem Film, der dabei herauskam, und nicht zuletzt an der Liebe, die die Fans in Bayern und anderswo diesem Film nun über zwanzig Jahre lang entgegenbringen.
Filmschaffende sind sicher nur selten so gut verstanden worden. Später wuchs mein Wunsch, freie, eigene, noch unbetretene Wege zu gehen.
1986 schlug ich ein Angebot an das Wiener Burgtheater aus und gründete mit der Regisseurin Pia Bierey und dem Komponisten Eckart Koltermann die freie Theaterproduktion Sezession e.V., für die ich nicht nur spielte, sondern auch meine ersten Stücke schrieb. Der Erfolg unserer Arbeiten ermutigte uns, uns für die Leitung des kleinen, aber außerordentlich renommierten Schlosstheaters in Moers zu bewerben.
1988 begannen wir unsere Arbeit in Moers. Von 1990 bis 1999 leitete ich das Schloßtheater als Intendant. Wir hatten ein hervorragend laufendes Haus von seinem Gründer Holk Freytag übernommen und zunächst mit ebensoviel Kampfgeist wie Phantasie auch gegen harsche Widerstände unsere eigene Handschrift zu finden. Ein starkes Ensemble fand sich in Moers, dass einen Großteil dieser Jahre beinahe unverändert zusammen arbeitete, wuchs und sich zunächst in den Arbeiten von Gastregisseuren, später mehr und mehr auch in eigenen Regiearbeiten in seiner unverwechselbar komödiantischen Spielweise durchsetzte.
Ich habe in diesen Jahren wohl alles getan, was man am Theater nur tun kann. Ich spielte, inszenierte mit Erfolg und gründete zusammen mit unserem ungarischen Partnertheater Petöfi Szinház in Veszprém/Ungarn die internationale Theatervereinigung Rhizom e.V., die neben Regie- und Gastspielaustausch zwei große internationale Theaterfestivals realisieren konnte, auf denen wir unter anderem mit dem Living Theatre New York, dem Teatr Stary Krakau, dem Roma Theater Pralipe, dem Theater an der Ruhr in Mülheim und der Kumpanya Istanbul zusammenarbeiteten.
1999 verlieh mir die Stadt anlässlich meines Abschieds den Ehrenring der Stadt Moers. Seit 1999 bin ich wieder Schauspieler im Ensemble Roberto Ciullis am Theater in der Ruhr in Mülheim. Wir bereisen nicht nur den gesamten deutschsprachigen Raum sondern die ganze Welt. Unsere Gastspielreisen führten uns in diesen Jahren in viele europäische Länder, nach Zentralasien, in den Iran, in den Irak, und nach Mexiko. In Bayern gastieren wir gelegentlich auch, zum Beispiel in Burghausen, in Gauting, in Fürth, in Landsberg am Lech, in Neuburg an der Donau oder in Erlangen.
Vielleicht findet ja der ein oder Andere den Weg nach Mülheim oder zu einem Gastspiel. Laßt mich wissen, wenn ihr da seid. Ich freue mich immer, über Xaver zu erzählen.
Meine Emailadresse ist dem Axel und www.xaverfilm.de bekannt.


Mit schönen Grüßen
Euer
Rupert J. Seidl

Schliessen